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Rezensionen zu
Beklaute Frauen

Leonie Schöler

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Die ganze Zeit beim Lesen habe ich mir gewünscht, so ein Buch hätte es gegeben, als ich jung war. Wir fühlten uns ja schon emanzipiert, aber Themen wie geteilte Care-Arbeit, Augenhöhe in der Partnerschaft gab es in meinem Umfeld nicht wirklich. Meine Berufswahl "Tanzpädagogik" wurde belächelt, ein Mädchenberuf, nicht ernstzunehmen, mit unterirdischer Bezahlung. Einzige Lösung: Selbständigkeit mit Selbstausbeutung, Arbeitszeiten von 9.00 - 23.00h. "Sie möchten Familie? Das hätten Sie sich aber vorher überlegen müssen!" 4 Wochen nach der Geburt ging es Vollzeit weiter, das Baby einfach dabei. Für den Haushalt war ich allein verantwortlich, Überlastung galt als mangelnde Disziplin. Erst heute begreife ich, dass dahinter ein System steckt, dass ich nicht als Einzige in diesem Hamsterrad lief, dass ich nicht als Einzige die Erwartungen gar nicht erfüllen konnte: voll berufstätig, perfekter Haushalt, immer gepflegt, immer freundlich, immer organisiert. Bücher wie dieses hätten mir unglaublich geholfen! Wegen des eher umgangssprachlichen Titels hätte ich "Beklaute Frauen" fast nicht gelesen - und das wäre unfassbar schade gewesen. Leonie Schöler zeigt darin nämlich, wie Frauen über Jahrhunderte systematisch ausgebeutet, verunglimpft und unsichtbar gemacht wurden, ihre Arbeit nicht anerkannt oder unerlaubt entwendet wurde, wie Männer ganz selbstverständlich die Lorbeeren für von Frauen erbrachte Leistungen einheimsten und wie viel schlimmer sich dieses System auf Minderheiten, Migrant*innen, BiPOC und LGBTQIA+ auswirkt. Vieles davon wusste ich schon, aber die schiere Menge der Daten ist überwältigend. Und augenöffnend. Ich würde mir so wünschen, dass die heutige Generation junger Menschen sich ein Stück mehr aus dem System befreit, dass die Welt mit jeder Generation ein Stück gerechter wird. Stattdessen scheint es eine Rückentwicklung zu geben, weltweit. Bücher wie dieses sind so wichtig und sollten in jeder Bibliothek stehen, breitflächig verteilt werden, viel Öffentlichkeit bekommen, damit viele Menschen Zugriff haben, ihre Position überdenken können, Dinge sich ändern

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Frauen finden in der Geschichte oft genug nur einen Platz an der Seite eines herausragenden Mannes. Als Ehefrau, Muse oder Sekretärin. Allerdings waren sie oft mehr als das. Sie forschten selbst, waren künstlerisch tätig und kämpften gegen die Vorurteile ihrer Zeit. Und doch werden sie totgeschwiegen. Leonie Schöler zeigt in diesem Buch auf, wie Frauen klein gehalten wurden und selbst fortschrittlich denkende Männer die Frauen in ihrer Umgebung klein hielten. Und wieviel oder auch wie wenig sich in den letzten 2 Jahrhunderten da getan hat. Es ist schon erstaunlich, wie Männer immer wieder Frauen um ihre Arbeitsergebnisse betrogen haben, sie als ihre ausgaben und dann auch noch den entsprechenden Ruhm eingestrichen haben. Im Falle Rosalind Franklin haben ihre Kollegen am Ende noch damit geprahlt, ihr ihre Ergebnisse, die ihnen den Nobelpreis eingebracht haben, geklaut zu haben. Und was ist passiert: Nichts! Daran sieht man, dass trotz vieler Reden und Bekenntnisse die Gleichberechtigung noch lange nicht da ist, wo sie sein sollte. Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Es lies sich gut lesen und war nicht zu trocken. An die gendergerechte Sprache muss man sich zwar gewöhnen, aber wenn sie in so einem Buch nicht genutzt wird, wann dann. Ich fand das hier durchaus angebracht. Alles in allem ist es informatives gut zu lesendes Buch, das mich an vielen Stellen fassungslos zurück gelassen hat.

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Auf der LBM überzeugte Leonie Schöler mich bei einem Vortrag davon, ihr Buch Beklaute Frauen - Denkerinnen, Forscherinnen, Pionierinnen: Die unsichtbaren Heldinnen der Geschichte lesen zu wollen. Ich hatte mit einer losen Zusammentragung einzelner Biographien gerechnet; bekam aber viel mehr! Denn auch wenn Leonie Schöler durchaus Licht auf spezifische Frauen und ihr Lebenswerk wirft, beschäftigt sie sich doch mit dem größeren Kontext; dem System hinter der Unsichtbarmachung und Übergehung von Frauen. Sie deckt Muster und systemische Strukturen auf - und das ganze angenehm leicht lesbar und gut strukturiert. Während sie mit Wissen glänzt, wirkt sie doch nie belehrend und während sie wissenschaftlichen Standards gerecht wird, schreibt sie doch niederschwellig und eingängig. Dank der mit fast 100 Seiten ausgesprochen ergiebigen Quellenangaben und Literaturverweise wirkt das Buch auch deutlich umfangreicher, als es tatsächlich ist - es ist ein gelungener Rundumschlag, keine allumfassende Monographie. Und auch wenn ich mich bereits viel mit Frauen in der Geschichte und feministischen Analysen beschäftige, hatte das Buch für mich Mehrwert und ich konnte dazulernen; es eignet sich jedoch zugleich ebenfalls hervorragend als Einstieg in die Thematik und wäre eine wünschenswerte Ergänzung des Geschichtsunterrichts in Schule. Kurzum - Leseempfehlung!

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Neu war mir nicht, dass Frauen zwar oft die (wissenschaftliche, politische oder künstlerische) Arbeit gemacht haben, aber Männer dafür Ruhm und Anerkennung erhielten. Dazu habe ich zu viel über Forschung gelesen und von jung auf den Schilderungen meines Vaters gelauscht, der gerne Biographien las und immer wieder fassungslos war: „XY war ja ein bedeutender Mann – aber wie er die MENSCHEN behandelt hat …!“ Und dann erzählte er Haarsträubendes über berühmte Herren und deren Umgang mit Angehörigen und Kolleg:innen. Ich bin also mit diesen Geschichten aufgewachsen. Gut, könnte man sagen, das sind war anno dunnemals. Warum sollten wir uns heute noch damit beschäftigen? Weil’s fair wäre. Weil Geschichte uns die Gegenwart erklärt. Und weil es sowas immer noch gibt. Nur vielleicht ein kleines bisschen subtiler als vor hundert oder zweihundert Jahren. Ich kann mich jedes Mal aufs Neue aufregen, wenn ich lese, wie die Kollegen der Biochemikerin Rosalind Franklin heimlich in ihren Unterlagen herumschnüffelten, ihre Daten abgriffen, sie als die eigenen ausgaben – und damit schließlich den Nobelpreis bekamen. Wie das ans Licht gekommen ist? Einer der Herren hat in seiner Autobiographie mit diesem Coup angegeben. Nicht ein Hauch von Unrechtsbewusstsein! – Hallo? In welcher Welt ist denn sowas in Ordnung? Solche Geschichten gibt’s hier viele. Wissenschaftlerinnen, die nur heimlich durch den Hintereingang in ihr Labor schleichen durften, damit nur ja keiner sieht, dass hier eine Frau forscht. Frauen mit Doktortitel, die allenfalls als unbezahlte Assistentin arbeiten durften, bevorzugt für Ehemann oder Bruder. Was soll das? Wer hat solche absurden Regeln gemacht? Na ja: die, die das Sagen hatten und die, die was zu verlieren hatten. „Das ist […] kein Fehler im System, das IST das System. Unsere kapitalistische Gesellschaft basiert darauf, dass einige profitieren, während andere ausgebeutet werden. Die Ehe ist ein Fundament dieser Ausbeutung, denn sie stellt Frauen in den Dienst von Männern ohne sie dafür zu bezahlen. […] Männer sollen ihre wertvolle Zeit nicht mit wirtschaftlich unrentablen, störenden Aufgaben verschwenden, sondern vorankommen.“ (Seite 94) Das klingt schon krass. Aber wenn man an die ganzen Gender-Gaps denkt (Gender-Time-Gap, Gender-Care-Cap, Gender-Pay-Gap und wie sie alle heißen), die dafür sorgen, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten, ihren Tag mit häuslichen Aufgaben füllen und insgesamt weniger verdienen, ist das nicht von der Hand zu weisen. Das hat sich so entwickelt, und da stecken wir immer noch drin. Und so gut der Universalismus („Mensch ist Mensch“) in der Theorie klingt: Wir haben was anderes verinnerlicht: „Als Blaupause des Menschen und des menschlichen Daseins wurde in der patriarchal geprägten Neuzeit gesellschaftlich fast immer der weiße, gut situierte cis-heterosexuelle Mann der westlichen Hemisphäre gesetzt.“ (Seite 255) – „Christlich“ nicht zu vergessen! Was von dieser Blaupause abweicht, wird misstrauisch beäugt, nicht ernst genommen, ausgegrenzt und/oder ignoriert. Da haben die „beklauten Frauen“ oft mehr als nur das „falsche“ Geschlecht als Handicap gehabt. Es ist ja nachvollziehbar, dass sich eine bisher privilegierte Gruppe wehrt, wenn plötzlich Menschen in ihren Bereich vordringen wollen, die anders sind als sie selbst. Das erzeugt zunächst mal Abwehr: „Die sollen gefälligst draußen bleiben und uns keine Konkurrenz machen!“ Wenn sich die anderen trotzdem reindrängeln und mit ihrem Tun auch noch erfolgreich sind, wird das von den angestammten Gruppenmitgliedern als Bedrohung empfunden. Ob in Wissenschaft, Kunst, Politik oder Militär: Sobald die Frauen ankommen und auch ihr Stück vom Kuchen haben wollen, gibt’s Ärger. Niemand sagt, dass alle Männer grundsätzlich so dachten und denken, aber die, die sich von den gesellschaftlichen Veränderungen bedroht oder auch nur gestört fühlten, haben den Frauen oft besonders deutlich gemacht, dass sie dem Mann nicht gleichgestellt waren. Wozu ist man schließlich in der Position, die Regeln zu machen? Und so werden Frauen und andere marginalisierte Gruppen ausgebremst, ausgenutzt, ausgegrenzt und deren Leistungen totgeschwiegen. Auf diese Weise kommt‘s zu den „unsichtbaren Heldinnen der Geschichte“, von denen im Buch-Untertitel die Rede ist. Wie wir aus dieser Nummer wieder rauskommen? Das ist eine gute Frage! Eine Patentlösung hat die Autorin auch nicht. Es gibt nicht den einen Knopf, auf den man drücken muss, und – zack - kommt es nur noch auf die Fähigkeiten eines Individuums an und auf sonst nichts. Es ist mal ein Anfang, die unsichtbar gemachten Frauen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken und ihnen wenigstens einen Teil der Anerkennung zukommen zu lassen, die ihnen zu Lebzeiten verwehrt wurde. Es kann auch nicht schaden, sich der Regeln bewusst zu sein, nach denen auch heute noch gespielt wird. – „Hinter jedem erfolgreichen Mann steht ein System, das ihn bestärkt; vor allen anderen steht ein System, das sie aufhält.“ (Seite 19) – Wenn man das rechtzeitig durchschaut, kann man vielleicht doch noch verhindern, dass einem jemand die Butter vom Brot nimmt. Das Buch ist aufschlussreich und auf eine grimmige Weise unterhaltsam. Und hier wird nicht nur irgendwas behauptet: die Autorin hat ausgiebig recherchiert. Rund 80 Seiten mit Anmerkungen, Literatur- und Quellenverzeichnis sowie Literaturempfehlungen kommen nicht von ungefähr.

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Ich war schon immer der festen Überzeugung, dass Frauen mehr Anerkennung verdienen, vor allem, wenn sie in Bereichen, die normalerweise von Männern dominiert werden, Unglaubliches geleistet haben. Nun, genau darum geht es in diesem Buch, und das macht es eigentlich so erstaunlich. Willkommen in dem Teil der Geschichte, der von Frauen geschrieben wurde. In diesem Buch entdeckst du die verschiedenen Rollen, die Frauen gespielt haben und wie wichtig sie für die Welt waren, in der wir heute leben. Dieses Buch macht dir klar, wie sehr wir immer noch darum kämpfen müssen, dass wir als Frauen respektiert werden. Meine Meinung: Was in diesem Buch gezeigt wird, mag uns vielleicht nicht gefallen, aber es ist die Wahrheit. Im Laufe der Geschichte wurden Frauen immer wieder benutzt, anstatt ihnen den Platz und die Anerkennung zu geben, die sie verdient haben. Männer haben stattdessen die Anerkennung erhalten, während ihre bessere Hälfte ignoriert wurde. Das Buch ist hervorragend recherchiert und beleuchtet, wie ungleich die geschlechtsspezifischen Leistungen sind. Wir haben zwar Fortschritte gemacht, aber ich denke, das Buch erinnert uns daran, dass die Arbeit noch lange nicht abgeschlossen ist. Denk nur daran, dass Frauen für ähnliche Positionen immer noch schlechter bezahlt werden als Männer. Ich war mehr als beeindruckt davon, wie gut das Buch recherchiert war, aber auch von der Fähigkeit der Autorin, Geschichten zu erzählen. Sie stellt immer sicher, dass der historische Kontext klar ist und liefert wertvolle Argumente für die feministische Bewegung. Das Buch ist ein Schritt in die richtige Richtung und wirkt nie moralisierend oder absurd. Im Gegenteil, es erinnert uns daran, dass Frauen schon immer für ihre Rechte kämpfen mussten und dabei nur selten erfolgreich waren. Wir leben in modernen Zeiten und es liegt an uns, unseren Töchtern beizubringen, dass sie gleiche Rechte verdienen. Ich denke, dass dieses Buch von Teenagern und jungen Frauen gelesen werden sollte, um ihnen zu zeigen, dass die Vergangenheit nicht so weit zurückliegt. Leonie Schöler hat definitiv ein Buch geschrieben, das es verdient, im Rampenlicht zu stehen. Ich würde mir wünschen, dass auch Männer dieses Buch lesen, um zu verstehen, dass auch sie zum Kampf für Gleichberechtigung beitragen können, anstatt den gleichen Weg zu gehen. Ich habe das Buch ohne Luft zu holen gelesen und muss zugeben, dass mich viele Stellen schockiert haben. Ich glaube fest an die Gleichstellung der Geschlechter und möchte, dass alle Frauen die Anerkennung erhalten, die sie verdienen. Wenn wir dafür sorgen, dass Männer sich unwohl fühlen, dann bedeutet das, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Denn Veränderungen sind immer unangenehm und wir sollten nicht zulassen, dass sich die Geschichte wiederholt. Zusamennfassung: Das war eine der unglaublichsten Lektüren seit langem. Sie erinnert uns daran, dass Frauen noch einen langen Weg vor sich haben, bevor sie als gleichberechtigt mit den Männern anerkannt werden. Die Geschichte war grausam zu Frauen und wir haben die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass es besser wird. Ich war so beeindruckt von der Menge an Recherche, die hinter diesem Buch steckt, und ich liebe den Schreibstil einfach. Ein Buch, das von Frauen und Männern gleichermaßen gelesen werden sollte, vor allem von der jüngeren Generation. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

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Ich liebe dieses Buch! Alles daran! Es fängt schon an mit der Haptik und Optik, denn das Cover gefällt mir richtig gut, es gibt einige Bilder und beim Lesen habe ich mich durchgehend darüber gefreut, wie schön sich das Buch anfasst. Das wäre natürlich alles nichts, wenn der Inhalt nicht auch voll überzeugen würde. Und das kann der Inhalt von "Beklaute Frauen" definitiv. Es machte mich teilweise sehr, sehr wütend, aber vorrangig ist es ein äußerst informatives Buch. Einige Zeit zuvor hatte ich "Die unerzählte Geschichte" von Vera Weidenbach gelesen, das eine ganz ähnliche Prämisse hat, indem es erzählt, wie Frauen dazu beitrugen, unsere Welt zu schaffen und zu gestalten. Der Unterschied ist, dass Schöler verstärkt auf die zugrunde liegende Systeme eingeht, nicht so sehr auf die Biografien der vorgestellten Frauen. Sie zeigt auch, dass die Unterdrückung von Frauen nicht losgelöst von anderen Diskriminierungsformen gedacht und bekämpft werden kann. Unser Idealbild eines Menschen ist noch immer ein weißer, nicht behinderter, hetero cis Mann. Nur eines dieser Merkmale, männlich, ändern zu wollen, kann nicht das Ziel sein. Ich kannte einige der vorgestellten Frauen schon, beispielsweise Clara Immerwahr oder Rosalind Franklin. Andere dagegen sagten mir gar nichts und ich bin dankbar, durch "Beklaute Frauen" auf sie aufmerksam geworden zu sein. In mancherlei Hinsicht ist dieses ein sehr inspirierendes Buch, das zeigt, was Frauen früherer Generationen schon erkämpft haben und welch weiten Weg wir schon gekommen sind. Aber es zeigt eben auch, dass es noch viel zu tun gibt. Ich kann euch "Beklaute Frauen" sehr empfehlen. Es liest sich flüssig, Leonie Schöler schaffte es zudem, mir auch bei einem Buch, das so wütend machen kann, immer mal wieder einen Lacher zu entlocken. Und es ist ein ebenso informatives wie hochaktuelles Buch über einige Frauen, die von der Geschichtsschreibung unter den Teppich gekehrt wurden.

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Wertvolle Lektüre (4,5 Sterne)

Von: BiblioJess

10.04.2024

Die meisten großen Entdeckungen, Erfindungen und Entwicklungen der Vergangenheit verbinden wir mit Männern. Dabei ist es nicht so, als wären Frauen untätig gewesen – ihr Einfluss wird nur seit jeher aus der Geschichte radiert oder mit Begriffen wie »Sekretärin«, »Ehefrau von ...« etc. abgetan. Diesen Frauen – Wissenschaftlerinnen, Autorinnen, Kämpferinnen, Künstlerinnen – wird hiermit die Aufmerksamkeit geschenkt, die sie von Anfang an verdient hätten. — »Hinter jedem erfolgreichen Mann steht ein System, das ihn bestärkt; vor allen anderen steht ein System, das sie aufhält.« Mit diesem Satz hab ich gleich schon im Klappentext von »Beklaute Frauen« eine Aussage bekommen, die sich in meinem Kopf festgesetzt hat. Generell gab es so einige Passagen in dem Buch, die mich zum Nachdenken gebracht haben. Die mir auch nochmal vor Augen geführt haben, wie begrenzt mein Horizont, meine Wahrnehmung eigentlich ist, obwohl ich das zu vermeiden versuche. Dabei hebt das Buch aber nicht den belehrenden Finger hoch, sondern klärt lediglich auf. Ich finde es gut und richtig, wie viele verschiedene Bereiche dabei aufgemacht werden. Es geht um Revolutionen, den Kampf um Rechte und um Krieg, um Physik und generell Naturwissenschaften sowie Nobelpreise, um Kunst, um die Ehe an sich, um Bildung, um Autor*innenschaft, … denn in jedem dieser Bereiche gibt es genug zum Thema zu sagen. Dabei bezieht sich Leonie Schöler auch immer wieder auf unsere heutige Zeit, vergleicht und verbindet mit der aktuellen Situation; und die letzten Kapitel zu z. B. Bildung oder Algorithmen setzen sich ganz explizit mit der Welt auseinander, in der wir in diesem Augenblick leben. Außerdem spricht sie das Thema weißer Feminismus, und wieso der problematisch ist, an. Ebenso das Phänomen, dass und wie heutzutage einige Frauen "wiederentdeckt" werden. So gibt »Beklaute Frauen« ein wirklich gutes Rundumpaket, was ich unbedingt positiv hervorheben möchte. Es ist ein Gesamtbild ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Außerdem findet die Autorin eine gute Balance zwischen dem Bericht von einzelnen Frauen (und ihrem Leben im Speziellen) und dem großen Ganzen. Die meisten Kapitel haben jeweils eine Frau im Fokus, wie zum Beispiel Mileva Marić oder Rosalind Franklin. Trotzdem gibt es auch breite Überblicke, und trotzdem wird immer wieder klargemacht, dass das keine 'Einzelschicksale' sind, auch wenn hier eben nur ausgewählte Frauen genannt werden (können). Das ganze hat System und das wird in dem Buch auch immer wieder herausgearbeitet. Diese ganze Mischung aus verschiedenen Oberbereichen, verschiedenen Frauen, verschiedenen Herangehensweisen hat mir extrem gut gefallen an dem Buch. Man darf beim Lesen allerdings nicht vergessen, dass es immer noch ein Geschichtsbuch und die Autorin Historikerin ist. Das merkt man und das darf man auch merken; aber trotzdem hab ich mich (nach dem eingängigen Prolog) etwas schwer getan, ins Buch reinzufinden. Es geht mit dem Thema Revolutionen los, und dort wurden erstmal viele Zusammenhänge erklärt, die für mich zunächst etwas trocken wirkten. Die aber natürlich trotzdem wichtig sind. Generell gibt die Autorin auch immer einen Grundriss über die Situation, in der sich die »Protagonist*innen« des Kapitels befinden, damit man das ganze einordnen kann. Das ist nämlich unerlässlich, um die Zusammenhänge zu verstehen und die Gegebenheiten nachvollziehen zu können. Trotzdem liest es sich dadurch nicht gerade locker runter – wobei schon hier und da auch mal Alltagssprache und -Formulierungen auftauchen, und Leonie Schöler stets so schreibt, dass man es auch versteht, wenn man nicht im Thema ist. Das ist ihr gelungen. Ich habe mit diesem Buch einige Frauen neu kennengelernt, von denen ich hoffe, dass sie mir im Gedächtnis bleiben. Und ich hab auf jeden Fall wieder einiges daraus mitnehmen können. Es ist ein Geschichtsbuch, das nicht als lockere Abendlektüre funktioniert (was es auch gar nicht soll), aber meiner Meinung nach unbedingt gelesen werden sollte, weil ich es inhaltlich extrem wichtig finde und es wirklich gut gemacht ist. Ich bin froh, es gelesen zu haben und empfehle es auf jeden Fall weiter. 4,5 ⭐️

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Rezension auf meinem Instagram Account

Von: madamebiscuit15

08.04.2024

„Jede beklaute Frau ist kein Einzelfall, sondern Teil eines Systems, das uns alle betrifft und bis heute wirkt.“ S. 319   Und damit ist bereits alles gesagt! Alles, was Ihr wissen müsst. Nicht über dieses großartige Buch, aber über unsere Vergangenheit, unsere Gegenwart und wohl auch über unsere Zukunft. Dieses Sachbuch von Leonie Schöler ist ein absoluter Gewinn für jede lesende Person. Für mich war es nicht das erste Werk aus diesem Bereich, aber auch ich hab noch viel Neues erfahren. Es ist umfassend recherchiert und in einer locker-leichten Sprache geschrieben. Dadurch liest es sich nicht wie ein trockenes Lehrbuch, sondern nahm mich sofort mit in die Materie. Die Autorin schildert die Lebensläufe von den unterschiedlichsten Frauen unserer europäischen Vergangenheit. Egal, ob Forscherinnen, Soldatinnen oder auch Schriftstellerinnen. Sie veranschaulicht unter anderem anhand von Themen wie Ehe, Algorithmen und weißem Feminismus, warum wir von ganz vielen Frauen heute nichts wissen, oder sie wieder „vergessen“ wurden. Dabei setzt sie diese Fakten stimmig in den Kontext mit der notwendigen Gesellschaftskritik und lässt spielend passende Fachbegriffe miteinfließen. Zusätzlich positiv hervorheben möchte ich, dass Leonie Schöler sich dabei nicht nur auf Frauen bezieht, sondern auch klar herausstellt, dass es alle marginalisierten Personengruppen betrifft. Denn „Das Narrativ bleibt […] dasselbe: In Europa deuten wir die Welt im Schulunterricht an erster Stelle aus einer weißen, männlichen, cis-heterosexuellen, christlichen und westlichen Sichtweise und schauen uns dann an, wer davon abweicht.“ S. 288 Und damit bringt sie ein gravierendes Problem auf den Punkt. Erst wenn wir in unserer Sozialisation von klein auf etwas ändern und allen Personengruppen ihren Platz in unserer Welt zugestehen, werden wir allen gerecht werden können.   Am liebsten würde ich an dieser Stelle noch ganz viele Zitate schreiben, aber noch besser ist, Ihr lest dieses Buch ganz schnell selbst.   Definitiv ein Sachbuchhighlight für mich.

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