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Rezension zu
Beklaute Frauen

Beklaute Frauen

Von: Frau Lehmann liest
05.05.2024

Die ganze Zeit beim Lesen habe ich mir gewünscht, so ein Buch hätte es gegeben, als ich jung war. Wir fühlten uns ja schon emanzipiert, aber Themen wie geteilte Care-Arbeit, Augenhöhe in der Partnerschaft gab es in meinem Umfeld nicht wirklich. Meine Berufswahl "Tanzpädagogik" wurde belächelt, ein Mädchenberuf, nicht ernstzunehmen, mit unterirdischer Bezahlung. Einzige Lösung: Selbständigkeit mit Selbstausbeutung, Arbeitszeiten von 9.00 - 23.00h. "Sie möchten Familie? Das hätten Sie sich aber vorher überlegen müssen!" 4 Wochen nach der Geburt ging es Vollzeit weiter, das Baby einfach dabei. Für den Haushalt war ich allein verantwortlich, Überlastung galt als mangelnde Disziplin. Erst heute begreife ich, dass dahinter ein System steckt, dass ich nicht als Einzige in diesem Hamsterrad lief, dass ich nicht als Einzige die Erwartungen gar nicht erfüllen konnte: voll berufstätig, perfekter Haushalt, immer gepflegt, immer freundlich, immer organisiert. Bücher wie dieses hätten mir unglaublich geholfen! Wegen des eher umgangssprachlichen Titels hätte ich "Beklaute Frauen" fast nicht gelesen - und das wäre unfassbar schade gewesen. Leonie Schöler zeigt darin nämlich, wie Frauen über Jahrhunderte systematisch ausgebeutet, verunglimpft und unsichtbar gemacht wurden, ihre Arbeit nicht anerkannt oder unerlaubt entwendet wurde, wie Männer ganz selbstverständlich die Lorbeeren für von Frauen erbrachte Leistungen einheimsten und wie viel schlimmer sich dieses System auf Minderheiten, Migrant*innen, BiPOC und LGBTQIA+ auswirkt. Vieles davon wusste ich schon, aber die schiere Menge der Daten ist überwältigend. Und augenöffnend. Ich würde mir so wünschen, dass die heutige Generation junger Menschen sich ein Stück mehr aus dem System befreit, dass die Welt mit jeder Generation ein Stück gerechter wird. Stattdessen scheint es eine Rückentwicklung zu geben, weltweit. Bücher wie dieses sind so wichtig und sollten in jeder Bibliothek stehen, breitflächig verteilt werden, viel Öffentlichkeit bekommen, damit viele Menschen Zugriff haben, ihre Position überdenken können, Dinge sich ändern

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