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Rezensionen zu
O Brother

John Niven

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€ 24,00 [D] inkl. MwSt. | € 24,70 [A] | CHF 33,50* (* empf. VK-Preis)

Puh, ich glaube, ich war Anfang 20 als ich John Nivens Durchbruch „Kill Your Friends“ (mit Freude) gelesen habe. Ein dunkler, satirischer Roman über die Londoner Musikindustrie in den späten 90ern. Vielleicht kennt ja der eine oder die andere die Filmadaption mit Nicholas Hoult. Jedenfalls hatte ich seit dem eigentlich keine Berührungspunkte mehr mit dem Autor, die Nachfolger haben mich vom Klappentext her irgendwie nie so richtig interessiert. Bis ich in der Frühjahrsvorschau sah, dass Niven eine Art Memoir veröffentlicht und sich darin mit dem Suizid seines jüngeren Bruders auseinander gesetzt hat. Und dieses besagte Buch hat mich mitten ins Herz getroffen. „Oh, Gary – was hast du jetzt wieder angestellt?“ – eine Frage, die Nivens kleiner Bruder von kleinauf immer wieder zu hören bekam. Denn irgend etwas hat er immer angestellt. Als eines Nachts vor ca. 14 Jahren das Telefon klingelte und Nivens damalige Partnerin ihm den Hörer mit der Aussage „es geht um deinen Bruder“ in die Hand drückte, dachte er diesen Satz zum letzten Mal. Denn dieses Mal hat Gary etwas richtig Schlimmes angestellt. Er hat sich das Leben genommen. 14 Jahre hat John Niven gebraucht, um über den Verlust seines Bruders zu schreiben. Und herausgekommen ist dabei eine extrem unterhaltsame, manchmal zum Schreien komisch und nicht weniger traurige literarische Reise in die Vergangenheit der beiden Niven-Brüder. John ist der Ältere und Harmlosere von den beiden. Er wälzt Bücher, verliert früh sein Herz an die Musik – die Entdeckung von Joe Strummer beeinflusst sein Leben maßgeblich. Er macht einen akademischen Abschluss und arbeitet später erfolgreich in der Musikindustrie und als Bestseller-Autor. Gary hingegen ist von Anfang an das schwarze Schaf in der Familie. Er war schon als Kind zornig, cholerisch und unangepasst. Früh kommt er mit den falschen Leuten in Kontakt und führt von da an ein von Drogen, Arbeitslosigkeit und hohen Schulden geprägtes Leben. Hinzu kommen im Alter immer öfter schlimme Anfälle von Cluster-Kopfschmerzen, die Gary vermutlich immer weiter stärkere Drogen konsumieren lässt. Mit 42 setzt er seinem Leben ein Ende. Für die Familie ist es ein Schock, denn trotz aller Probleme und Unstimmigkeiten hingen die Geschwister sehr aneinander. Niven macht sich Vorwürfe und versucht im Schreibprozess diese mehr oder weniger zu entkräften. Und dabei ist er schonungslos ehrlich zu sich selbst und zu seinen Leser*innen. Auf seinen typischen schwarzen Humor und seine Bissigkeit muss man nicht verzichten, es gibt einige Passagen, die zum Schmunzeln einladen. Aber dafür auch einige, die für feuchte Augen sorgen. Ein herzzerreißender Text, der ganz persönlich davon berichtet, wie es ist, zwar die Herkunft zu teilen, sich aber im Laufe des Lebens in verschiedenen Welten zu verlieren. Unbedingte Leseempfehlung. Aus dem schottischen Englisch von Stephan Glietsch. Vielen Dank an btb und für das Rezensionsexemplar.

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Ein schwieriges Buch, nicht schwierig im negativen Sinne, aber dennoch schwierig. Emotional mitreißend und traurig. Die Frage zu beantworten, warum das Leben des eigenen Bruders den Bach runterging, obwohl er die gleichen Voraussetzungen hatte wie man selbst. Sehr schwierig. Aber war es wirklich so, dass Gary die gleichen Voraussetzungen hatte? Fakt ist, dass Garys Leben im Selbstmord endete und die Frage im Raum steht, ob es zu verhindern war. John macht sich Vorwürfe, dass er nicht mehr für seinen Bruder da war und begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit, während Gary im Krankenhaus noch um sein Leben kämpft. Gary war schon immer das schwierigere Kind, während John sich einfacher anpassen konnte. Gary verliert mit und mit den Halt im Leben, wird drogensüchtig, hat mit diversen Befindlichkeiten zu kämpfen und nimmt sich schlussendlich das Leben. John kommt aus dem Heimatort raus, startet eine Karriere im Musikbusiness und wird schließlich Schriftsteller. Zwei Leben, das eine endet tragisch. Und obwohl sich nicht alle Fragen klären lassen, wird dieses Buch John dabei geholfen haben einiges zu verarbeiten. Es ist grossartig und emotional mitreißend, ein großes Werk.

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John und Gary. Zwei Brüder. Zwei Leben, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Geboren in Irvine, einer schottischen Kleinstadt, setzt John, der Ältere, alles daran, diese zu verlassen. Guter Schüler, Studium in Glasgow, Karriere in der Musikindustrie, erfolgreicher Schriftsteller. Alles paletti. Ganz anders Gary, das schwarze Schaf, der den Absprung nicht schafft. Von Anfang an ein schwieriges Kind, unangepasst, eigensinnig, zornig. Er überfordert die Familie, woraufhin insbesondere der Vater immer öfter zuschlägt. Gary kehrt der Familie den Rücken, gleitet ab, strauchelt, rappelt sich wieder auf, gerät auf die schiefe Bahn, macht Schulden, bittet seinen Bruder um Hilfe, was dieser ablehnt, und begeht schließlich mit 42 Jahren Selbstmord. John möchte verstehen und nutzt dafür die Mittel, die er beherrscht. Er schreibt. Schreibt sich die Trauer von der Seele, erinnert sich in „O Brother“ an Situationen aus der gemeinsamen Vergangenheit. An Situation der Nähe, aber auch an die schwierigen Zeiten. An Liebe und Unverständnis. An Zeiten, in denen sie gemeinsame Wege gegangen sind. An Höhen und Tiefen, bis jeder von ihnen in einen andere Richtung abgebogen ist. Ein ungeschönter Rückblick, bei dem sich auch Niven nicht schont. In welcher Situation hat er falsch reagiert, was hätte er besser machen können? Wo hat die Familie versagt? Das Elternhaus, in dem seitens des Vaters das Verständnis für den „Missratenen“ fehlt und Prügel an der Tagesordnung sind? John Nivens Erinnerungen an seinen Bruder Gary setzen diesem ein Denkmal .Zwar gibt es durchaus auch, wie wir es von dem Autor kennen, schwarzhumorige Passagen in „O Brother“, aber dennoch ist dieses Memoir über weite Strecken herzzerreißend, das unvergessliche Porträt einer Geschwisterbeziehung. Große Leseempfehlung.

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