Louise Glück war 2020 die Gewinnerin des Literaturnobelpreises. Man kann diesen schönen Namen nicht oft genug nennen, denn das Nobelpreiskomitee hat seinem Ruf wieder alle Ehre gemacht, indem es die üblichen Verdächtigen links liegen ließ und eine erneut eine überraschende Wahl traf. Aber sicher keine falsche. Denn in Lyrikkreisen ist Glück durchaus keine Unbekannte und hat fast zwanzig Lyrikbände veröffentlicht, von denen jedoch nur die wenigsten ins Deutsche übersetzt wurden. „Averno“ ist einer davon. Schon der Titel verrät, worum es geht: Averno ist der Name eines Kratersees in der Nähe von Neapel, der bei den Römern als Eingang zur Unterwelt galt. Sicher, keine einfache Kost. Aber gut, sehr gut und sehr tiefgründig: „der Tod kann mich nicht mehr / verletzen, als du mich verletzt hast, / mein geliebtes Leben.“ Und die Seele – wird sie gerettet werden? „Meine Seele / zersprungen von dem anstrengendem Versuch, zur Erde zu gehören – / Was wirst du tun, / wenn die Reihe an dir ist, im Feld, mit Gott?“ Die Rettung, das können nur wir selbst sein. Und gute Literatur natürlich.