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Rezension zu
Papierkinder

Starke Frauen, die sich für das Wohlergehen und die Rechte von Kindern einsetzten

Von: miss_lia48
28.04.2024

"Immer noch sind Kinder die vulnerabelsten Mitglieder der Gesellschaft. Immer noch sind sie in Krisenzeiten am bedrohtesten und zugleich die, deren Bedürfnisse man oft als Erstes vergisst. Immer noch gelten Eglantynes Worte: "Es gibt viel zu tun.““ ---- INHALT: Berlin, 1874: Emma und ihre Freundin Mathilde leben als Kinder mit ihren Familien im Steglitzer Armenhaus. Als sie dort eines Tages einen verwahrlosten Säugling finden, zögern sie nicht, ihm zu helfen. Vor allem Emma stört sich daran, dass die Arbeit von Frauen so schlecht bezahlt wird und, dass es Müttern so schwer gemacht wird, für ihre Familie zu sorgen. Oft sind die Familien darauf angewiesen, dass die Kinder schon in jungen Jahren selbst arbeiten, statt in die Schule zu gehen. Da sollte es doch dringend bessere Gesetze geben, oder? Auch Emma und Mathilde müssen schließlich zur Arbeit in die Fabrik. Doch Emma gibt ihre Träume nicht auf und kämpft schon bald gegen die Ungerechtigkeiten in der Welt, indem sie sich politisch für Kinder und Frauen in Not engagiert. Und mit ihr kämpfen viele weitere Frauen in Hilfsorganisationen, Beratungsstellen, als Pädagoginnen, Mütter und Wohltäterinnen. Sie eröffnen Jugendämter und machen sich für Gesetze stark, die Kinder und Jugendliche schützen und ihnen grundlegende Rechte zusprechen. "Der Sozialistin Emma Döltz, der Montessori-Lehrerin Clara Grunwald und der Wohltäterin Eglantyne Jebb ist es zu verdanken, dass 1924 die "Genfer Erklärung“ verabschiedet wurde – die Grundlage für die UN-Kinderrechtskonvention von 1989.“ ---- MEINUNG: Ich könnte so vieles über das Buch schreiben und würde gefühlt doch nicht zum Ausdruck bringen können, wie sehr es mich nach einem beschwerlichen Anfang interessiert und begeistert hat und wie lesenswert ich es fand. Ja, die ersten 130 Seiten haben es mir nicht einfach gemacht. Lange blieben mir die Protagonistinnen zu distanziert. So richtig wollte mich die Geschichte erst nicht packen, die Figuren blieben mir lange zu blass. Nach etwa 130 Seiten war ich mehr im Geschehen drin und konnte immer mehr Mitgefühl entwickeln. Und das Buch wurde immer stärker, emotionaler, ja, richtig gut! Emma habe ich für ihren Einsatz im Kampf für Gerechtigkeit von Frauen und für ihre Zielstrebigkeit, sehr bewundert. Sie ist eine neugierige, intelligente und nicht auf den Kopf gefallene junge Frau. Die Ungerechtigkeiten in der Welt, vor allem gegenüber Frauen, machen sie wütend. Dass Frauen im Vergleich zu Männern so schlecht für ihre Arbeit bezahlt werden und Arbeit und Familie bei Alleinerziehenden nicht miteinander zu vereinbaren sind. Selbst nach der Geburt können sich Frauen keine Pause leisten und müssen oft ihre Kinder vernachlässigen. Warum tut niemand etwas dagegen? Emma schließt sich schließlich den Sozialisten an und treibt Gesetze voran, die die Arbeit von Kindern eindämmen und ihnen Rechte gewähren. Mir hat das Buch vor allem vor Augen geführt, dass mit der Einführung der Kinderschutzkommissionen und mit der Minderung von Kinderarbeit nicht nur Gutes erreicht wurde. Besonders am Anfang war es für arme Familien nun noch schwieriger, über die Runden zu kommen, da sie vorher noch die Kinder zusätzlich zum Arbeiten einspannen konnten. Ansonsten fand ich es auch historisch und bzgl. der Rechte für Frauen und Kinder und der erschreckend geringen Pflichten von Vätern, sehr interessant. Ebenso, was das Arbeitsrecht anging, die Anfänge der Jugendämter, den Beschluss vom "Reichsgesetz der Jugendwohlfahrt" und wie (Kinder-) Hilfsorganisationen entstanden und ausgeweitet wurden. Vor allem nach dem Krieg müssen Letztere unfassbar wichtig gewesen sein, um Armut und Hunger zumindest etwas einzudämmen und um ein Überleben zu sichern. Zudem habe ich mit Interesse verfolgt, wie es schließlich zur "Genfer Erklärung", dem Vorreiter der UN-Kinderrechtskonvention, kam. Beeindruckt war ich von den verschiedenen Geschichten von starken Frauen, die geschickt miteinander verknüpft sind. Sie verbindet, dass sie einander teilweise kennenlernen, manche sogar miteinander verwandt sind und sich alle auf ihre Art und Weise für das Wohlergehen von Kindern einsetzen. Ganz besonders gefreut hat mich, dass später auch die Anfänge der Montessoripädagogik in Deutschland thematisiert werden und Maria Montessori selbst mit einem Vortrag einen Gastauftritt hat. Das Buch endet etwa mit dem Zweiten Weltkrieg. Im Nachwort klärt die Autorin auf, was fiktiv war, welche Figuren es tatsächlich gab und wie sich deren Lebenswege weiterentwickelt haben. Dies finde ich in solchen Büchern besonders wichtig. Am Schluss hätte ich gerne weitergelesen und war traurig, dass das Buch zu Ende war. Die Inhalte haben mich noch eine ganze Weile beschäftigt … ---- FAZIT: Für die ersten 130 Seiten muss ich aufgrund der Distanz zu den Protagonistinnen leider einen Stern abziehen. Danach fand ich das Buch richtig interessant, bewegend und lesenswert und hätte gerne noch weitergelesen. Daher möchte ich an euch appellieren: Versucht, am Anfang dranzubleiben! Ich hätte etwas verpasst, hätte ich es nicht getan! 4/5 Sterne! ---- (C.N.: Armut, Abtreibung, unerfüllter Kinderwunsch, Tod)

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