Rezension zu
Das Adressbuch der Dora Maar
Faszinierend
Von: Frank MendenAls die Journalistin Brigitte Benkemoun auf eBay ein Adressbuch für ihren Mann ersteigert ahnt sie nicht , dass daraus ihr nächstes Buchprojekt entstehen wird. Denn das Adressbuch entpuppt sich als benutzt - voller Adressen und Telefonnummern der berühmtesten Künstler der französischen Nachkriegszeit. Eine Fälschung ist ausgeschlossen, doch wem gehörte dieses Buch ? Brigitte Benkemoun begibt sich auf Spurensuche und wird dank ihrer Hartnäckigkeit fündig: das Adressbuch gehörte Dora Maar. Der Künstlerin, die viel zu lange im Schatten Picassos stand , der sie als „weinende Frau“ portraitierte und ihr somit einen höchst unpassenden und abwertenden Stempel aufdrückte. Denn Dora Maar ist so viel mehr als nur die ehemalige Frau an seiner Seite . Sie ist eine Wegbereiterin des Surrealismus, eine vollkommen eigenständige Malerin und Fotografin, eine Frau mit vielen Facetten. Benkemoun macht etwas, das mich immer schon fasziniert hat . Sie nähert sich einer Person durch die Augen derer, die ihr nah waren - und daraus entsteht ein vielstimmiges Bild einer vielschichtigen Frau. „Das Adressbuch der Dora Maar“ @btb_verlag übersetzt von Alexandra Baisch ist nicht nur für Kunstinteressierte spannend , sondern zeigt auch sehr erhellend, wie stark die Wahrnehmung von weiblichen Kunstschaffenden von ihren männlichen Kollegen überschattet und verdrängt wurde. Dazu ist dies ein äußerst spannender und höchst willkommener abwechslungsreicher Blick auf eine der bedeutendsten Epochen der Kunstgeschichte . Und es ist Brigitte Benkemoun hoch anzurechnen , dass sie Dora Maar ihre Geheimnisse und Widersprüche lässt . Ein faszinierender Lesegenuss!
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